Hallertauer Hopfen in den Bieren dieser Welt

Interview mit Georg Drexler, Brauereiberater bei BarthHaas GmbH & Co. KG

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Was ist Ihre Aufgabe als Brauereiberater bei BarthHaas?

 Neben der Funktion eines Handelshauses fungiert unser Unternehmen auch als Hopfenverarbeiter und in jüngster Vergangenheit immer mehr als Dienstleister rund um den Hopfen, beginnend bei Hopfenzüchtung und -anbau bis hin zum fertigen Bier.

Mein Schwerpunkt liegt dabei in der Beratung unserer Brauerei-Kunden. Wir geben beispielsweise Empfehlungen, welche Hopfensorten und Hopfenprodukte im Bier verwendet werden können, um die von den Brauereien gewünschten Geschmacksrichtungen im Bier zu erzielen. So ist es auch möglich, durch Kombination einzelner Hopfensorten neue Geschmacksrichtungen zu bekommen. Das geht bis zum Erstellen fertiger Bier-Rezepturen, individuell auf die Anforderungen der Brauereien zugeschnitten.
 

Einer der Trends geht zurück zu traditionellen Bierstilen und Bierrezepturen, oftmals neu interpretiert mit intensiveren Hopfenaromen, beispielsweise Weißbier mit deutlicher Hopfennote oder hopfengestopfte Pils- und Lagerbiere.

Georg Drexler

Welche Hopfenprodukte gibt es und wie werden diese verwendet?

Zum einen gibt es Hopfenpellets, welche aus gemahlenem und wieder verpresstem (getrockneten) Rohhopfen bestehen. 

Daneben gibt es verschiedene Hopfenextrakte. Um Hopfenextrakt zu gewinnen, werden die für den Brauer relevanten Inhaltsstoffe aus dem Hopfen herausgelöst, in der Regel durch den Einsatz von Kohlendioxid. Der Brauer kann entscheiden, welche Produktart er für die Herstellung seines Bieres verwendet, auch eine Kombination der Produkte ist möglich. Der Zeitpunkt und die Menge der Dosage entscheiden über den Geschmack und das Aroma des Bieres. Beide Produkte bestehen ausschließlich aus natürlichen Hopfeninhaltsstoffen und entsprechen dem deutschen Reinheitsgebot.

Darüber hinaus gibt es noch Hopfenöl-Produkte, um speziell die Hopfenaromatik eines Bieres zu erhöhen, sowie weiterverarbeitete Produkte aus Hopfen, um beispielsweise gezielt die Bittere eines Bieres zu intensivieren.

Wie bedeutend ist der Hopfen der Hallertau für den Bierweltmarkt?

Ein Großteil des Deutschen bzw. Hallertauer Hopfens wird in fast alle Länder, in denen Bier gebraut wird (aktuell ca. 170 Länder), exportiert. Sehr beliebt ist der Hallertauer Hopfen zum Beispiel in Asien und in Nordamerika. Deutschland ist neben den USA das bedeutendste Hopfenanbauland und produziert aktuell mehr als ein Drittel der Welthopfenernte.

Welche Hopfensorten gibt es in der Hallertau?

In der Hallertau werden ca. 25 verschiedene Hopfensorten angebaut, die am Weltmarkt eine große Rolle spielen. Hierbei haben sich vor allem neuere Zuchtsorten durchgesetzt, da diese mehr Ertrag bringen, im Anbau resistenter gegen Krankheiten und Schädlinge sind oder spezielle Aromen ins Bier bringen:

  • Die Hopfensorte „Herkules“ ist die weltweit am meisten nachgefragte Hopfensorte. 
    Eine Sorte - vom Hopfenforschungszentrum Hüll gezüchtet - die vor allem für die Bittere im Bier eingesetzt wird.
  • Die Hopfensorte „Perle“ ist ebenfalls eine Zuchtsorte, bekannt für ihren leicht fruchtigen und holzig-würzigen Charakter.
  • Die „Hallertauer Tradition“, eine weitere Zuchtsorte, hat ein zitrus-fruchtiges, leicht blumiges Aroma.
  • Die „Hallertauer Mittelfrüh“ ist die ursprüngliche Landsorte der Hallertau, würzig und etwas fruchtig im Aroma, dazu leichte Zitrus-Noten.
     
Zur Bierherstellung werden in der Regel mehrere Hopfensorten kombiniert. Z. B. „Herkules“ für die Bittere und eine „Aromasorte“ wie „Hallertauer Mittelfrüh“ oder „Hallertauer Tradition“ für das typische Hopfenaroma im Bier. Neben den klassischen „Bittersorten“ (oder „Hoch-alpha-Sorten“) und „Aromasorten“ werden in der Hallertau auch vermehrt sogenannte „Flavour Hopfen“ wie „Mandarina Bavaria“ oder „Callista“ gezüchtet und angebaut. Diese werden hauptsächlich für „Craft Biere“ verwendet, speziell für solche mit stark ausgeprägtem Hopfenaroma. 

Wird der Bedarf an Hopfen weiter steigen und wie sieht es mit dem Bierkonsum aus?

Das ist schwer zu sagen. Der Hopfenverbrauch weltweit ist in den letzten Jahren stark gestiegen, im Schnitt wird in den Bieren heutzutage wieder etwas mehr Hopfen verwendet. Verantwortlich dafür sind hauptsächlich „Craft Biere“, die durchschnittlich mit ca. 10-mal mehr Hopfen als ein „Standard“ Helles oder Weißbier gebraut werden. Somit sind diese „Craft Biere“ auch meist bitterer und deutlich hopfenaromatischer.
Allerdings stagniert der weltweite Bierkonsum bzw. geht sogar leicht zurück. In Europa und Nordamerika ist der Bierausstoß seit Jahren rückläufig. Auch in asiatischen und südamerikanischen Ländern hat sich das Wachstum verlangsamt oder geht sogar zurück. In China, mittlerweile der größte Bierproduzent der Welt, wird weniger Bier konsumiert als noch vor ein paar Jahren.

Haben die Brauereien und die Biere aus der Hallertau einen besonderen Stellenwert?

 Die Brauereien der Hallertau profitieren von dem weltweit hohen Ansehen der Region als Anbaugebiet. Es gibt in der Hallertau eine hohe Dichte an Brauereien, die qualitativ sehr hochwertige Biere produzieren. Die Biere werden weltweit sehr geschätzt. Egal wohin man kommt: Deutsche Biere findet man fast überall auf der Welt.
Hallertauer Brauereien wagen sich auch gerne daran, etwas Spezielles zu brauen, und das fast ausschließlich mit Hallertauer Qualitätshopfen. 
Das spiegelt sich auch bei großen, internationalen Bierwettbewerben, z.B. dem „European Beer Star“ oder dem „World Beer Cup“, wider: hier werden die Hallertauer Brauereien regelmäßig prämiert.
 

Georg Drexler

Georg Drexler hat an der TU München in Weihenstephan Brauwesen und Getränketechnologie studiert. 

Seit 2008 ist er als Technical Manager bzw. Head of Technical Sales bei BarthHaas, einem Mitglied der Barth-Haas Gruppe in Nürnberg, vor allem für die Technische Beratung von Brauereien bzgl. Hopfenprodukten und deren Anwendung zuständig. 

Georg Drexler ist zudem Dozent der Barth-Haas Hops Academy, an der sich Hopfeninteressierte aus aller Welt zu sämtlichen Themen rund um den Hopfen weiterbilden können.